Impf-ormationen bei Immunsuppression

Patient*innenperspektive, keine medizinischer Forschungsbeitrag
Stand: Februar 2021

Das Thema Impfen spaltet. In diesem Artikel geht es nicht um eine Erwägung ob Impfungen per se gut oder schlecht sind. Wichtige Fragen, wie Impfen funktioniert, wie die Corona Impfstoffe wirken und Sorgen, werden beispielsweise von PhD Martin Moder, dem einzig wahren Impfluencer erklärt.

Ich bin keine Impf-Expertin oder Medizinerin, ich schreibe hier einen informativen Artikel, aus Patientinnenperspektive und versuche aufzuzeigen, 1.) warum sich manche Personen nicht einfach so impfen lassen können, auch wenn sie das vielleicht möchten. Die zusammengetragenen Informationen sollen 2.) die eigene, persönliche Entscheidung bei immunsuppressiver Therapie bei bestimmten Erkrankungen unterstützen.

Thema Impfen spaltet, aber bitte nicht zu stark 😉

Die eigene Impffähigkeit kann bitte ausschließlich mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin abgeklärt werden!

Impf-Dilemma bei Risikogruppen

Oft wird geglaubt, es reicht, wenn sich „nur die Risikogruppen“ impfen lassen. Personen mit Vorerkrankungen können sich aber manchmal gar nicht impfen lassen, da die Krankheit selbst zu schwerwiegend ist, oder weil Medikamente eingenommen werden müssen; oder beides.
Das betrifft manchmal auch Personen, die immunsupprimiert sind, also Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem schwächen (z.B. bei Organ-Transplantationen, best. Krebserkrankungen, best. chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankungen). Einerseits gehören diese Personen zur (Hoch-) Risikogruppe (z.B. bei Corona oder anderen Infektionskrankheiten), andererseits, können sich diese nicht immer (unproblematisch) impfen lassen – ein Dilemma.

Je mehr gesunde Menschen geimpft sind, umso sicherer wird das Umfeld von Personen, die sich nicht oder nicht (sofort) impfen lassen können.

Warum? Ganz einfach, weil die Ausbreitung des Virus damit eingebremst wird. Auch wenn derzeit noch nicht geklärt ist, ob geimpfte Personen die Krankheit dennoch übertragen könnten, wird die Ausbreitung gesenkt, da die Impfung rund 80%igen Schutz vor der Erkrankung bietet.

Das ist insbesondere relevant, sobald die „Normalität“ wieder einkehrt. Häufig wird vergessen, dass sich manche Risikogruppenzugehörigen dann weiterhin isolieren werden müssen, da es auch andere Infektionskrankheiten gibt, die für diese Menschen ein hohes Gesundheitsrisiko (z.B. Grippe) darstellen oder weil insgesamt zu wenige Menschen geimpft sind.

Die Situation solcher Personen aus den verschiedenen (Hoch-) Riskiogruppen ist jedenfalls immer ein Individualfall. Bei stabilem Krankheitsverlauf kann häufig geimpft werden (zumindest mit Totimpfstoffen), außerdem ist die Art und Dosierung der Medikation relevant. Die Entscheidung sollte immer in Rücksprache mit dem*der Facharzt*ärztin getroffen werden.

Impf-ormationen bei Biologika

Ich habe hier Impf-ormationen gesammelt, wie die derzeitigen Fachvertretungen die Situation immunsupprimierter Menschen bei chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankungen (z.B. Arthritis, Psoriasis, Morbus Crohn, Colitis Ulicerosa, Multiple Sklerose) und die Covid-19-Impfung einstuft, um die eigene Entscheidung zu unterstützen.

Pauschal kann gesagt werden, dass die Empfehlungen lauten, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, sofern man keine erhöhte Krankheitsaktivität hat (z.B. Schub), aber es sein kann, dass man eine weitere Impfgabe benötigt. Medikamente sollen dafür nicht abgesetzt werden.

Biologika werden bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt.

„Die ÖGR befürwortet eine Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patient*innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bzw. Patient*innen unter immunsuppressiver/immunmodulierender Therapie.“

Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie

Fehlinformationen

„Eine Impfung gegen COVID hat SICHER weniger Nebenwirkungen als eine Coronainfektion!“

Österreichische Rheumaliga
  • Risikogruppenzugehörigkeit
    • Die DGRh weist daraufhin, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) sogar generell rät, Patienten mit einem eingeschränkt funktionierenden Immunsystem vorrangig zu impfen. (siehe ärzteblatt.de)
    • Laut dem nationalen Priorisierungsplan zählen dauerhaft immunsupprimierte Menschen aktuell zur Hochrisikogruppe für die Impf-Vormerkung. (Stand: 27.05.2021).
      Allerdings war die Zuteilung anfangs nicht ganz eindeutig, sowie teilweise widersprüchlich. Jedenfalls wird zwischen Hochrisikogruppe und Risikogruppe unterschieden. Eine Person mit Rheuma zählt grundsätzlich zur Risikogruppe. Hat diese Person aber einen schweren Verlauf des Rheumas und muss Medikamente nehmen, die das Immunsystem „dauerhaft und relevant senken“ (sog. Immunsuppression), dann zählt sie zur Hochrisikogruppe.
    • Wer nicht sicher ist, zu welcher Gruppe er zählt, kann mir gerne schreiben oder fragt jeweilige Ärzt:innen.
Autoimmunerkrankung als Risikogruppe. Auswahlmöglichkeiten der Impfvormerkung der Stadt Wien Stand 19.01.2

Meine persönliche Meinung: nicht alle Patient*innen mit einer Autoimmunerkrankung sind immunsupprimiert oder gleich stark immunsupprimiert, das macht mMn. einen großen Unterschied bezüglich der Risikogruppenzugehörigkeit. Allgemein chronische Erkrankungen sind in einer anderen Risikostufe als jene Personen unter dauerhafter Immunsuppression, wie z.B. bei der Einnahme von Biologika.

  • Keine Impfeignung
    • Impfung unter: B-Zell depletierenden Substanzen (Rituximab und Belimumab) ist generell nicht empfohlen, ebenso während einer Coritson Therapie (ab 10-20mg relevant) (DGRH, Rheumaliga)
  • Mögliche verminderte Wirksamkeit
    • Auch die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: „Wenn Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Patienten unter immunsuppressiver/immunmodulierender Therapie keinen ausreichend hohen oder lang wirksamen Titer neutralisierender Antikörper aufbauen können, muss eine Auffrischung ggf. früher erfolgen.“
    • Bei manchen Immunsuppressiva ist es allgemein (nich Covid spezifisch) möglich weniger Impfschutz zu haben: „[…] Impferfolg sowohl unter konventionellen DMARDs als auch unter TNF-Inhibitoren unbeeinflusst, in manchen fanden sich aber im Vergleich zu Gesunden leicht verminderte Immunantworten.“ (Med-Uni Wien)
    • Die Rheumaliga klärt häufige Fragen und erwähnt: „Wenn das Immunsystem von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und mit entsprechender Therapie nicht ausreichend reagiert, muss eine Auffrischung gegebenenfalls früher erfolgen“.
  • Zum Risiko einer Krankheitsverschlechterung
    • meint die österreichische Gesellschaft für Rheumatologie: „Von einem erhöhten Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen der Impfung bei Rheuma-Patient*innen ist nach aktuellem Wissensstand nicht auszugehen.“ „Die ÖGR befürwortet eine Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patient*innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bzw. Patient*innen unter immunsuppressiver/immunmodulierender Therapie.“
    • Die Med-Uni Wien schreibt allgemein über Impfungen bei Immunsuppression (nicht Covid-19 spezifisch), dass es keine Belege gibt, dass Impfungen generell bei Immunsuppression eine negative Auswirkung haben, empfiehlt aber in einer Phase zu impfen, wo die Krankheit kontrolliert ist (das meinte ich oben mit dem individuellen Krankheitsverlauf).

„Die theoretische Überlegung, dass eine immunogene Stimulation durch einen Impfstoff auch zu einer Aktivierung der Autoimmunreaktion und damit Provokation einer vermehrten Krankheitsaktivität führt, kann derzeit nicht ausgeschlossen werden.“

Medizinische Universität Wien

Das bedeutet, dass ein Krankheitsschub bzw. eine Verschlechterung der Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden kann. Problematischer sind jedenfalls Lebendimpfstoffe, was auch ein Grund ist, dass man als immunsupprimierter Mensch nicht „einfach so“ die Impfungen bekommen kann, um in bestimmte ferne Länder zu reisen. Zu meiner Impf-nichtwirklich-Reaktion mehr im Beitrag „Impf-Update„.

  • Beratung/Weiterführende Infos
    • Personen, die eine Chemotherapie, Medikamente, das Immunsystem schwächen, oder Biologika einnehmen können sich laut dem Impfservice Wien bei der Spezialambulanz für Impfungen, Reise- und Tropenmedizin in Wien beraten lassen.
Forschung wirkt, wirkt, wirkt- juhuu!

Ich hoffe, manchen helfen die zusammengefassten Informationen.

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