Elisabeth Daniela Weissitsch
Heute scheint die Sonne in Wien wieder. Ist das Zufall? Ja natürlich, aber irgendwie auch eine schöne Metapher und ein Lichtblick. Ich fand es bewegend, dass auch die Moderator*innen im ORF gestern Abend versucht haben, mit dem vorhergesagten heutigen Sonnenschein aufzumuntern, weil einem einfach die Worte fehlen und weil man kaum etwas finden kann, um nach vorne zu schauen.
Wir sind geschockt, traurig und irritiert. Wort- und Sprachlosigkeit.
Der Abend des 2. Novembers, wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben. Ich möchte hier die Tatvorgänge nicht mehr rezitieren. Alle wissen, was passiert ist und die weltweite Anteilnahme war beeindruckend. Ich habe lange mit mir gerungen, überhaupt etwas zu schreiben.
Diejenigen, die mich kennen, wissen aber, dass ich versuche aus jeder noch so schlimmen Lage, Lehren zu ziehen und nicht nur das Grauen zu sehen. Es gibt zwar nichts, das die Geschehnisse besser macht oder die furchtbare Trauer von unseren Herzen nimmt und schon gar nicht von den Angehörigen und Freund*innen der Verstorbenen, aber es ist wichtig, Wege zu finden weiterzumachen, und sich weiterhin für die Werte in unserer Gesellschaft einzusetzen und daran zu erinnern, wie gut das normalerweise funktioniert, wie stark unsere vielfältige Stadt (und Staat) eigentlich ist.
Wir lassen uns nicht durch Terror die Solidarität, Demokratie und den Zusammenhalt nehmen!
Das möchte ich mir auch im Herzen und in Gedanken behalten, das Miteinander und nicht die Gewalt. Die gegenseitigen Kontaktaufnahmen („bis du ok?“ – „ja“ – nächste Person kontaktiert), waren unglaublich. Das soziale Netzwerk hat funktioniert und wurde überwiegend zu positiven Zwecken genutzt (dort, wo es nicht funktioniert hat, kann man auf demokratischem Wege Rückmeldung stellen oder an einer Petition teilnehmen). Die Sorge, Fürsorge und Empathie der Wiener*innen und aller anderen, das möchte ich in Erinnerung behalten. Erste-Hilfemaßnahmen und Zivilcourage, Kontaktaufnahmen von Menschen, die man lange Zeit nicht mehr gehört hatte, Taxler*innen, die Zusatzschichten machten um Menschen heimzufahren, Einsatzkräfte in unbeschreiblicher Professionalität, medizinische Teams, die sich um die Verletzten kümmerten, Restaurants und Hotels, die Unterschlupf boten und Journalist*innen, die versuchten mit Ruhe und Sachlichkeit gegen Falschinformation vorzugehen und die Bevölkerung zu informieren. (So wie viele weitere unsichtbare Helfer*innen!)
Die Wiener Philharmoniker spielten weiter und zeigten damit, dass Zivilisation und Kultur unsere Werte darstellen. Auch in den beiden darauffolgenden Tagen. Die allermeisten versuchten händeringend die Trauer nicht durch Hass zu ersetzen. Blumen in Einschusslöchern.
Das sind Werte, die wir verteidigen und für die wir stehen!
Liebe statt Hass.
Wir wissen, dass die auserwählte Taktik dieser Gruppierung versucht Gesellschaften nach Religionszugehörigkeit zu teilen, um Mitglieder zu rekrutieren und den gegenseitigen Hass zu verstärken oder diesen in die Herzen der Menschen zu tragen. Da haben wir aber keinen Platz.
Wir lassen das nicht zu, wir sind längst darüber hinaus, als Menschen, als Gesellschaft, als Zivilisation, uns noch anhand von Religionen, Geschlecht, Alter oder anderen Merkmalen trennen zu lassen. Was zählt, ist der Zusammenhalt. Das ist Wien und wird es auch bleiben. Denn all die anderen (fundamentalen) „Oaschlöcher können sich schleichen“, wir haben keinen Platz für Hass in Wien (und sonst wo) ❤
Du sprichst mir aus der Seele!
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