Nicht alles glauben: Fake News erkennen

Hier eine Checkliste, wie man falsche Meldungen (sogenannte Fake News) entlarven kann:

1.) Optisch: Wie sieht die Nachricht aus?

Wenn Meldungen optisch sehr auffällig gestaltet werden, mit vielen Rufzeichen versehen sind, von Rechtschreibfehlern geplagt werden und beeindruckende Sensationsbilder beinhalten, sollte man skeptisch werden.

Hier ein Beispiel: das wäre nicht seriös. Rufzeichen und Großschreibung verursachen zudem unbewusst Stress und können Panik bestärken.

Wieso ist ein Universitätsaufsatz in einem vielfach rezensierten Journal (also von vielen Wissenschaftler*innen gelesen, kritisiert und überarbeitet) ohne Bilder und ohne Sensation ein schwarz-weißer Text? Weil es um die Sache und den Inhalt geht, welcher monatelang recherchiert und erarbeitet wurde. Auch seriöse Blogeinträge und Co. erfordern einige Tage Arbeit und Recherche.

2.) Quelle: Von wem bekommt ihr die Nachricht?

„Die Urstrumpftante meiner Nachbarin hat eine Tochter, deren Mutter ist „etwas ganz Hohes“ beim Land und die hat gehört, dass…“

Solche und viele andere „Herleitungen“ sind keine vertrauenswürdigen Quellen. Erinnert euch an „Stille Post“ im Kindergarten, wie schnell wurde aus Schmetterling ein Schweinehund? Auch falsches Weitererzählen von Vermutungen oder Spekulationen werden so schnell zu neuen „Wahrheiten“, die schlichtweg nicht stimmen.

3.) Wording und Sprache: Wie wird argumentiert?

Sensibler Umgang mit Sprache ist wichtig. Es macht einen Unterschied, welchen Begriff man beispielsweise für die derzeitige Lage verwendet:

  • Ausgangssperre: Personen, die das Haus verlassen, haben mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen, das Hinausgehen ist verboten
  • Ausgangsbeschränkungen: bestimmte Zwecke, zu denen man das Haus verlassen darf, aber eine allgemeine Aufforderung zu Hause zu bleiben und möglichst wenige soziale Kontakte zu haben
  • Quarantäne: um Schutz vor ansteckenden Krankheiten eine befristete, behördlich angeordnete Isolierung von Menschen; Derzeit beispielsweise Personen, die in Verdacht stehen oder bereits an Corona erkrankt sind
  • Selbstisolation/Selbstquarantäne: Personen, die zur Risikogruppe zählen und aus Vorsichtsmaßnahmen derzeit das Haus/die Wohnung nicht verlassen.

4.) Medium: Welches Format wurde gewählt?

Sind die Nachrichten in Form von Kettenbriefen, E-Mail-Warnungen oder reißerischem „Aufdecker-Format“ (z.B. hinter Gitterstäben und mit panischer Stimme), kann man schon skeptisch werden. Kein*e seriöse Kritik, würde in so einem Format erscheinen, Satire geht auch anders.

5.) Verfasser*in: Wer steckt hinter der Nachricht?

Bei der Quellenüberprüfung hilft es oft sich anzusehen, wer diese Meldung erstellt hat. Welches Medium, Verlag, Zeitung, Person steckt dahinter? Diese Information findet man entweder im Impressum oder man nutzt eine Suchmaschine und findet meist relativ rasch heraus, woher die Meldung, das Video oder Interview kommt.

Ein Hintergrund-Check zur Verfasser*in ist zudem hilfreich, weil man dadurch eher erkennen kann, ob die Person z.B. oft gegen andere Menschen hetzt, Ausbildungen gemacht hat oder schon für Aussagen kritisiert wurde. Sehr viele Falschmeldungen werden leider in rechten Medien verbreitet. Viele der Hetzer*innen und Fake-News Autor*innen stehen daher auch in Verbindung mit beispielsweise Identitären, der AfD oder anderen hinterfragenswerten Gruppierungen.

6.) Vergleich: Was sagen andere Quellen?

Verschwörungtheoretiker*innen, die alle 3 Jahre einen Weltuntergang vorhersagen und andere Scharlatane, die Ängste schüren oder unsachliche Praxen (Aluhüte, Meditieren gegen Corona, Lavendelduftspray gegen Krebs etc.) als Problemlösung anbieten, wurden meist schon mehrfach interviewt, beobachtet oder kritisiert.

7.) Datum und Vergleichbarkeit: Wann wurde die Meldung erstellt und ist ein Vergleich zulässig?

Ist der Informationsgehalt aktuell und steht er im Zusammenhang mit der aktuellen Thematik? „Hunderte Flüchtlinge kamen gerade nach Österreich“? Wenn dieser Bericht aus dem Jahr 2015 stammt ist er möglicherweise richtig, wurde er gestern verfasst nicht.

Man kann außerdem nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleichen. Vergleichende Wissenschaft ist nicht umsonst ein eigenes Forschungsfeld, so einfach ist es nämlich nicht gute Vergleiche zu liefern.

Nehmt als Vergleich veröffentlichte Statistiken her, welche getestet und überprüft sind. Bilder von Holzsärgen in Italien machen nicht mehr Tote, und dennoch sind viele Tote in Italien zu beklagen, was schlimm genug ist. Man muss nicht auch noch falsche Eindrücke weiterverbreiten. Nicht umsonst formulieren Ärzt*innen die Bekanntgabe von Corona-Toten so vorsichtig.

Das hier gezeigte Foto stammt aus einer italienischen Zeitung von 2014. Lange vor Corona und wurde fälschlicherweise verbreitet.
Das hier gezeigte Bild stimmt beispielsweise. In Bergamo in Norditalien mussten Leichen vom Militär abtransportiert werden, da die Kühlhallen und Krematorien durch den rapiden Anstieg der Todesfälle überfüllt sind.

8.) Bildmaterial: Wurden die Fotos richtig verwendet oder gefälscht?

Fake-Bilder oder Bilder, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, sind noch schwieriger zu erkennen als Artikel und Berichte. Man sollte sich im Hinterkopf behalten, dass man mittlerweile mit verschiedenen technischen Möglichkeiten Bilder völlig frei herstellen kann. Sogenannte „Deep Fake Videos“ (sehr-falsche-Videos) ermöglichen beispielsweise auch die Gesichter von Schauspieler*innen auszutauschen.

Ein weiteres, sehr populäres Beispiel ist vom „Burka-Bus“: So nutzen Islamkritiker*innen und Rassist*innen Medien, um Hetze gegen Muslime zu schüren: „Was denken die Leute darüber?“ Diese Frage ging nach hinten los und führte zur Bestätigung, dass Muslime Europa überfluten. Was ist abgebildet? Bussitze.

9.) Achtung Satire !

Nicht zu verwechseln mit Fake News sind Satireblätter, die aus „Spaß“ humorvolle Meldungen produzieren, welche meistens Vorgänge in der Politik oder im Gesellschaftsleben mit einer Portion Schmäh hinterfragen, kritisieren oder zur Erheiterung beitragen sollen. Gute Satire hält aber respektvolle Umgangsformen und ethische und moralische Grenzen im Gegensatz zur (politisch/rassistisch motivierten) Hetze ein und wettert nie gegen gewisse Personengruppen oder Minderheiten. Zum Beispiel fährt die U5 in Wien in Zukunft im Kreis oder Felix Baumgartner wird Erntehelfer und meldet sich freiwillig als Kartoffel.

Beispiele für bekannte Satire Zeitungen:

10.) Fakten-Check Seiten nutzen

Wichtige Faktencheck-Seiten findet ihr in meinem Artikel über „Fake News“.

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